Josef Kowalski

Stadtführer Höxter, Welterbeführer Corvey

Große Geschichte im Kleinen erleben zu können, das macht für ihn Höxter faszinierend. Josef Kowalski muss es ja wissen, denn er kennt die Weserstadt inzwischen wie seine Westentasche. Als Stadtführer geht er mit Urlaubern und Einheimischen durch die verwinkelten Gassen der alten Hansestadt auf intensive Spurensuche. „Wir leben hier in einer beeindruckenden Natur- und Kulturlandschaft, die mit dem UNESCO-Welterbe Corvey einen der ältesten und bedeutendsten Erinnerungsorte der Region besitzt“, schwärmt Josef Kowalski.

Die ehemalige Reichsabtei am Weserbogen, gegründet 822, entwickelt sich im frühen Mittelalter zum geistigen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentrum. Corvey als herausragendes Missionszentrum beeinflusst die Christianisierung in ganz Europa. Auch die Geschichte Höxters ist eng mit der des ehemaligen Benediktinerklosters verknüpft, und sie verdankt ihre Entwicklung der geografischen Lage am Hellweg, dem mittelalterlichen Fernhandelsweg. Am „neuralgischen Punkt“, an der Weserbrücke, vermittelt Josef Kowalski den Gästen auf kurzweilige Art jene Epoche, die im Mittelalter die Weserstadt prägte. „Ich hoffe, dass dort am Weserübergang mit Blick auf die St. Kiliani-Kirche und das Historische Rathaus sowie beim Gang durch die Altstadt mit den ornamentprächtigen Weserrenaissance-Bauten der Funke der Begeisterung überspringt“, sagt der Stadtführer.

Geschichte ist die eine Sache, die Atmosphäre in der Stadt eine andere: „Ich fühle mich hier richtig wohl. Höxter ist nicht zu klein, zwar ländlich geprägt, aber nicht zu dörflich, liegt zentral und bietet eine gute Infrastruktur.“ Als Josef Kowalski vor neun Jahren in den Ruhestand ging, fiel die Wahl des künftigen Wohnortes auf Höxter. Zwar hat der Brigadegeneral a.D. während seiner beruflichen Laufbahn die Welt gesehen und wohnte in vielen Städten Deutschlands sowie im Ausland, hat jedoch stets Kontakt zu seiner Heimatregion gehalten. Und auf Dauer in einer Großstadt zu leben - für das Ehepaar Kowalski einfach nicht vorstellbar!

Von der den Westfalen nachgesagten Sturheit habe Kowalski nie etwas bemerkt. Im Gegenteil. „Es ist eine charmante, angenehme Stadt, in der man sehr viele kommunikative, gesellige und offene Menschen trifft.“ Josef Kowalski empfiehlt, an den Markttagen, mittwochs und samstags, durch Höxter zu bummeln und sich vom lebendigen Treiben inspirieren zu lassen. „Dort trifft man immer jemanden für ein nettes Gespräch.“

Wichtig sei es, sich in einer Region innerlich wohl und aufgehoben zu fühlen und dabei trotzdem tun und lassen zu können, was man gerade will. Ob man dabei auch Abenteuer erleben kann? Kein Problem, denn Abenteuer ist nicht nur Nervenkitzel. „Das Unbekannte, das Nicht-Alltägliche zu erleben, bedeutet immer auch Abenteuer“ – ganz gleich, ob die romantische Weserlandschaft bei ausgedehnten Radtouren erfreut, ob die schöne Wanderung über die Hügel des  Räuschenberges ihre „Belohnung“ im Flugplatz-Café mit dem grandiosen Ausblick findet oder der Gang durch Höxters malerische Gassen den Gästen neue kulturhistorische Horizonte eröffnet.

Einen der schönsten Plätze findet Josef Kowalski auf dem alten Corveyer Weinberg unter der Eiche an der Station 7 des ökumenisch-biblischen Weinpfades am sonnenbeschienenen Südhang des Räuschenberges. In der Nähe der barocken St. Josef-Kapelle, einst im Jahre 1689/90 von Fürstabt Christoph von Bellinghausen errichtet, sei die „Aussicht über Höxter einfach nicht zu toppen.“ Und wieder rückt große Geschichte in den Blick: Denn die majestätischen Türme des karolingischen Westwerks von Corvey ragen weit sichtbar über das Wesertal hinaus.