Haus Bökerhof

Das Herrenhaus Bökerhof im Kulturmusterdorf Bökendorf ist neben Haus Vörden und Gut Abbenburg einer der Familiensitze der freiherrlichen Familie von Haxthausen und literaturhistorisch ein Ort mit großer Bedeutung.

Freiherr Caspar Moritz von Haxthausen betraute in den Jahren 1769 bis 1771 den Hildesheimer Hofbaumeister Anton Went mit der Planung und Errichtung des Bökerhofs. Errichtet wurde das Herrenhaus mit seinen zwei Geschossen auf den Ruinen einer Wasseranlage aus dem 15. Jahrhundert, zur Seite erstreckt sich das Gebäude in zwei turmartige Erweiterungen. Die Dächer sind entsprechend der Region mit Sollingsandsteinplatten bedeckt. Erste Bewohner des Hauses waren Werner Adolph von Haxthausen sowie dessen Frau Marianne (geb. von Westphalen zu Heidelbeck), die Großeltern mütterlicherseits der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.

Umgeben ist der Bökerhof von einer weitläufigen Gartenanlage. Einige alte Bäume zeugen noch aus der entstehungsgeschichtlichen Zeit der Anlage. Der rückwärtige Park des Hauses war von einem aus Hainbuchen geformten Gang umgeben. Das Geäst seiner Buchen wurde regelmäßig auf einer Höhe von über zwei Metern so zurück geschnitten, dass ein dichtes, eindrucksvolles Blätterdach erwachsen konnte. Auch heute ist dieses historische Unikat größtenteils als „Laubengang“ noch erhalten und kann begangen werden.

Zum Gutspark gehörte seinerzeit auch eine weitgestreckte achsiale Baumallee in west-östlicher Richtung mit einer Länge von insgesamt 2.100 Metern, an deren Ende Kreuze errichtet sind. Erhalten ist die Lindenallee im Westen mit einem von den Eltern der sog. Großen Generation gestifteten Kreuzweg und dem im Jahre 1799 errichteten "Weißen Kreuz" am Ende der Allee. Der Ostteil der Achse ist noch durch die Zufahrtsallee zum Schloss angedeutet. Im Hasenholz, dem kleinen Waldstück bei der Freilichtbühne, steht das Kreuz am östlichen Ende. Die Entfernungen von den beiden Kreuzen zum Schloss betragen 2/3 im Westen und 1/3 im Osten. Diese sog. „Dreifaltigkeitsachse" ist einmalig und man hat so damals das Haus und seine Bewohner unter dem „Heil des Kreuzes" gestellt.

Anfang des 19. Jahrhunderts bildete sich im Haus Bökerhof um die Brüder Werner und August von Haxthausen ein Kreis literarisch ambitionierter junger Leute. Zu diesem sog. „Bökendorfer Romantikerkreis“ zählten u.a. Annette von Droste-Hülshoff und ihre Schwester Jenny, die Brüder Grimm, August von Arnswald, Heinrich Straube und August Hoffmann von Fallersleben. Sie beteiligten sich zusammen mit den vielen Freunden und Bekannten der Familie an der Sammlung von Märchen, Sagen und literarischem Volksgut. Ohne die Mithilfe des Bökendorfer Freundeskreises hätte der zweite Band der bekannten Märchensammlung der Brüder Grimm ein anderes Aussehen gehabt. Literaturhistorisch bedeutsam ist auch die Tatsache, dass Annette von Droste-Hülshoff in Bökendorf durch Erzählungen ihres Großvaters die wahren Hintergründe einer Mordtat erfahren hatte, die sie später zu ihrer Meisternovelle „Die Judenbuche“ verarbeitete. Der echte Mord an den Handelsjuden ereignete sich im Februar 1783 in der Gegend von Bökendorf und der Erbauer des Bökerhofs, Casper Moritz von Haxthausen, leitete als Gerichtsherr seinerzeit die Untersuchungen.

In Bökendorf machte Annette von Droste-Hülshoff die Bekanntschaft mit den Dichtern August von Arnswaldt und Heinrich Straube. Die Zuneigung der Droste zu beiden jungen Männern im Jahr 1820 war der Ursprung der als „Jugendkastastrophe“ bekannt gewordenen Intrige der beiden Studenten gegen die Dichterin. Dass auch ihr Onkel August und seine Schwester Anna in diese Geschehnisse verstrickt waren, veranlasste Annette von Droste-Hülshoff, bis 1837 die Bökendorfer Verwandtschaft zu meiden. Erst ab 1838 besuchte sie den Bökerhof wieder häufiger, wobei sie jedoch im nahegelegenen Haus Abbenburg übernachtete und lediglich tagsüber auf dem Bökerhof weilte.

Bedeutsam ist auch die Tatsache, dass die Häuser Bökerhof und Abbenburg im Epos „Dreizehnlinden“ des Dichterarztes Friedrich Wilhelm Weber (1813-1894) verewigt wurden. Bökerhof hat als Schauplatz „Hof von Bodinkthorpe“ eine ganz enge Verbindung zum fiktiven Geschehen des Epos und Abbenburg wurde von Weber als Vorbild für den „Habichtshof“ genommen.

Adresse:
Haus Bökerhof
Bökerhof 5
33034 Brakel-Bökendorf


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Tourist Information Brakel im Haus des Gastes
Am Markt 5
33034 Brakel
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